Zum Glück muss ich nicht jede Uhr besitzen, die mir gefällt, die ich sehe und anprobiere. Wenn ich das täte, wäre mein Leben die Hölle auf Erden. Stattdessen versuche ich, wenn ich eine der exquisitesten, seltensten, kompliziertesten oder begehrtesten Uhren entdecke, den Moment so gut wie möglich auszukosten. Und da ich nur eine begrenzte Zeit mit einer faszinierenden Uhr verbringen kann, ist das Erlebnis noch intensiver. Als also einer von Fratellos engen Freunden mit einer Patek Philippe Nautilus 5980/1A-001 im Hauptquartier vorbeischaute, war ich weder neidisch auf ihn noch tat es mir leid, dass ich diesen beeindruckenden Chronographen nicht besitze. Im Gegenteil, ich hatte das Glück, ihn ein paar Stunden lang zu tragen, zu bedienen und herauszufinden, wie es ist, ihn zu tragen. Nun, die 5980/1A-001 mit Zeitmessung hat mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil.
Vor nicht allzu langer Zeit schrieb ich in einem Artikel, dass die meisten Besitzer einer Patek Philippe Nautilus sich nicht um ihre Uhr kümmern, sondern um das Statussymbol, das sie geworden ist. Obwohl meine Beobachtung richtig ist, wäre ich eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Wenn ich die beeindruckende Patek Philippe Nautilus 5980/1A-001 besäße, würde meine Liebe zu ihr auf der Geschichte der Uhr, dem Design, der Verarbeitung, den Proportionen und dem Uhrwerk basieren. Alles an der 5980 ist faszinierend und es lohnt sich, mehr darüber herauszufinden.
Die atemberaubende Patek Philippe Nautilus 5980/1A-001
Stellen Sie sich vor, Patek Philippe würde eine Veranstaltung organisieren, um die nächste Generation der Nautilus-Modelle vorzustellen, und der Name des Veranstaltungsortes sowie die genaue Uhrzeit und das Datum würden im Internet durchsickern. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich vor dem Veranstaltungsort riesige Menschenmengen versammeln würden, dass Straßen blockiert würden, dass die Polizei auftauchen würde, dass die Spannung bis zum Siedepunkt ansteigen würde und dass die Dinge völlig außer Kontrolle geraten würden. Ich stelle mir vor, dass Influencer, Sammler, Prominente, Graumarkthändler und Blogger aufeinander losgehen. Wenn Sie glauben, dass ich übertreibe, lassen Sie mich Sie daran erinnern, wie chaotisch es in einigen Städten zuging, als die MoonSwatch zum ersten Mal im Handel erhältlich war.
Wie auch immer, ich glaube nicht, dass meine Theorie völlig abwegig ist, denn die kürzliche Einführung der sehr wichtigen Nautilus 5811/1G durch Patek war eine Online-Affäre. Vielleicht hat die Marke beschlossen, dass dies die sicherste Option ist. Aber der 30. Jahrestag der Nautilus hat 2006 keine Unruhen ausgelöst. Stattdessen war die Veranstaltung in Genf, die Patek organisierte, um die Nautilus zu feiern und die 5711 und andere Nautilus-Referenzen vorzustellen, eine gedämpfte Angelegenheit – langweilig sogar, würden manche sagen.
Die Nautilus 5980/1A-001 war etwas gewöhnungsbedürftig
Die anwesenden Pressevertreter und Patek-Händler aus aller Welt tranken ein Glas Champagner, aßen ein Canapé und spazierten in einem blau dekorierten Raum im Stil der Nautilus herum. Sie bekamen die 5711 sowie die damals neuen Referenzen 5712, 5800 und 5980 zu sehen. Die Stimmung an diesem Abend war weder hektisch noch übermäßig aufgeregt, und “Hype” war sicherlich kein Begriff, der zur Beschreibung der Veranstaltung oder der Einführung der neuen Nautilus-Modelle verwendet wurde. Damals gab es in der Welt der Feinuhrmacherei überhaupt keinen Hype. Was die Gäste sahen und erlebten, war die logische Lancierung eines Modells, das eine dringend benötigte evolutionäre Überarbeitung erhielt. Doch die 5980 erwies sich als eine Uhr, an die man sich erst einmal gewöhnen musste.
Nicht gerade Liebe auf den ersten Blick
Die Einführung des 5711 hat keine Schockwellen ausgelöst. Ebenso wenig wie die meisten anderen Nautilus-Varianten, aber die 5980 sorgte für eine Art Aufsehen. Während die 5712 mit Gangreserve-, Datums- und Mondphasenanzeige auf dem Zifferblatt als eine Mischung aus klassischer und moderner Patek angesehen wurde, war die 5980 schwerer zu verstehen. Der Hauptgrund dafür war natürlich der Chronographenzähler bei 6 Uhr. Nicht, dass der Mono-Zähler völlig neu wäre. Derselbe 60-Minuten- und 12-Stunden-Monozähler war bereits in der 5960 aus Platin, einem Jahreskalenderchronographen, zu sehen. Aber das auffällige, große und kontrastreiche Hilfszifferblatt war dennoch eine Neuheit. Ein bisschen zu neu, wie es schien, denn die Verkaufszahlen der 5980 gingen nicht gerade durch die Decke.
Als die 5980 auf den Markt kam, lag der Preis der Uhr bei etwa 25.000 €, und sie galt als ziemlich teuer für einen Stahlchronographen mit einem seltsamen, nicht sehr “Patek-artigen” Aussehen. Es war durchaus möglich, eine solche Uhr bei einem Händler mit einem kleinen Preisnachlass zu erwerben. Und da ich den ursprünglichen Listenpreis des 5980 erwähnt habe, muss ich Ihnen wohl auch mitteilen, dass der einst ungeliebte Chronograph heute auf Chrono24 einen Durchschnittspreis von rund 120.000 € erzielt. Der 5980 aus Stahl brach keine Herzen, als er auf den Markt kam, aber heute, neun Jahre nach seiner Einstellung, bricht er vor allem Geldbörsen und lässt Uhrenträume zerplatzen. Meine allerdings nicht; wie ich bereits erklärt habe, geht es mir gut.
Das Innenleben der Patek Philippe Nautilus 5980/1A-001
Da ich das bemerkenswerte Chronographenzifferblatt erwähnt habe, werde ich Ihnen nun erklären, wie es funktioniert. Es ist ganz einfach. Der zentrale Chronographenzeiger zählt auf traditionelle Weise die Sekunden, während die beiden Zeiger des Mono-Zählers die verstrichenen Minuten und Stunden anzeigen. Und die Bedienung des Chronographen ist eine private, aber sensationelle Angelegenheit, denn die Funktionsweise des Kalibers CH 28-520 C ist phänomenal. Fühlen ist Glauben. Ja, der Drücker bei 2 Uhr startet und stoppt den Chronographen, und der Drücker bei 4 Uhr lässt den Zeiger entweder zurückfliegen oder auf Null zurücksetzen. Das Gefühl, das die Drücker vermitteln, ist knackig, präzise und sehr subtil. Das 4Hz-Uhrwerk ist ebenfalls wunderschön. Der zentrale Rotor aus 21-karätigem Gold, der das Uhrwerk aufzieht, die Breguet-Spiralfeder und die vierarmige Gyromax-Unruh sind ein echter Hingucker.
Die Nautilus 5980/1A-001 am Handgelenk
Die 5980 zu tragen, ist ein echtes Erlebnis. Zum einen ist die Uhr recht groß. Von der 10- bis zur 4-Uhr-Position misst sie bescheidene 40,5 mm. Wenn man sie von 9 bis 3 Uhr misst, ist sie jedoch 44 mm breit, ohne die Krone. Außerdem ist sie erstaunlich schlank. Nein, sie ist nicht 8,3 mm schlank wie die 5711, aber mit einer Gehäusedicke von 12,2 mm ist sie auch alles andere als fettleibig. Durch das Gewicht und das Design wirkt sie dennoch sehr robust. Man spürt die Uhr am Handgelenk, und man sieht sie auch. Okay, ich gebe zu, da ich die Uhr nur kurze Zeit tragen konnte, war meine Erfahrung intensiver, als wenn sie mein täglicher Begleiter wäre.
Das Tolle daran, einen außergewöhnlichen Zeitmesser wie den 5980 für eine begrenzte Zeit zur Verfügung zu haben, ist, dass er einen ähnlichen Eindruck hinterlässt wie ein Bungee-Sprung. Ich bin mir nicht sicher, ob die Schließe des komfortablen, satinierten H-Glieder-Armbandes mit polierten Mittelgliedern einem echten Bungee-Sprung standhalten würde, aber das ist völlig nebensächlich. Ich habe zwar geschrieben, dass den Besitzern der Nautilus die Uhr egal ist, aber ich bin mir sicher, dass sie sie nicht tragen würden, wenn sie kurz davor sind, von einer Brücke zu springen.
Bild: Sotheby’s
Was ist zu versteigern?
Es wäre albern, nach dem, was ich über die grandiose Nautilus 5980/1A-001 geschrieben habe, über andere Uhren zu sprechen. Deshalb werde ich nur zwei kommende Uhrenauktionen erwähnen, mit denen Sie Ihren Durst nach einer Nautilus stillen können, wenn Sie die Frage “besitzen oder nicht besitzen” positiv beantwortet haben. Vielleicht würden Sie gerne etwas wie die Nautilus 5740/1G-001 besitzen. Das ist ein ewiger Kalender aus Weißgold aus der Zeit um 2020 mit Mondphase, 24-Stunden- und Schaltjahranzeige. Sie wird bei der Live-Auktion am 7. März um 12:00 EST bei Sotheby’s New York angeboten. Die 40 mm × 8,32 mm große 5740/1G-001, die zur Versteigerung kommt, ist eine elegante und raffinierte Uhr mit einem Saphirboden, der das exquisite Automatikkaliber 240 Q zeigt. Auch das Zifferblatt ist wunderschön und zeigt einen Blauton, der sich von anderen Nautilus-Referenzen unterscheidet.
Sie wollen etwas Schlichteres, immer noch sportlich und mit Patek Philippe auf dem Zifferblatt, aber Sie finden die Nautilus überbewertet? Dann sollten Sie sich die schlichtere Aquanaut 5165-001 ansehen, die am 8. März beim dänischen Auktionshaus Bruun Rasmussen in Kopenhagen versteigert wird.